Köln – Blinzeln, mit den Augen klimpern – das ist ein Muss. Alle fünf Sekunden passiert es, ganz automatisch. Normalerweise.
Doch wer lange am Bildschirm arbeitet oder hochkonzentriert ein Buch liest, vergisst es mitunter. Das kann dazu beitragen, dass die Augen austrocknen. Sie sind müde, brennen und jucken. Es fühlt sich an, als ob sich ein Sandkorn im Auge befände.
Eine reine Befindlichkeitsstörung ist das nicht – sondern vielleicht sogar Hinweis auf ein ernsthaftes Problem. «Die Beschwerden können eine Folge davon sein, dass die Zusammensetzung des Tränenfilms in den Augen gestört ist», erklärt Prof. Philipp Steven vom Zentrum für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln.
Tränenfilm als Schmiermittel
Der Tränenfilm hat eine wichtige Funktion: Er befeuchtet die Augen und ermöglicht so einwandfreies Sehen. Zuständig für die Produktion der Tränenflüssigkeit ist größtenteils die Tränendrüse. Sie produziert die wässrige Schicht, die unter anderem Kochsalz enthält. Die Bindehaut stellt die Schleimschicht her, die sogenannte Meibomsche Drüse die Fettschicht.
Aus diesen drei Schichten besteht der Tränenfilm. «Hier kommt es auf die richtige Mischung an», sagt Ludger Wollring, Sprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands.
Der Tränenfilm gelangt über mehrere Gänge zum Auge. Er sorgt zum Beispiel dafür, dass die Lider ohne Probleme gleiten. Zudem befeuchtet er die Hornhaut und spült Fremdkörper aus den Augen. Wird zu wenig Tränenflüssigkeit produziert, droht der Tränenfilm zu reißen oder löchrig zu werden.
Eine Beschwerde – viele Auslöser
Beschwerden wie überstrapazierte und gerötete Augen können die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinträchtigen. «Die Diagnose trockene Augen kann nur ein Facharzt stellen», betont Steven. Denn die Augenbeschwerden können auch andere Ursachen haben.
Es gibt eine Reihe von Auslösern. So nimmt etwa mit zunehmendem Alter die Produktion des Tränenfilms ab. «Frauen trifft es häufiger trifft als Männer», sagt Wollring. Was aber nicht heißt, dass trockene Augen ein Problem allein von Älteren sind: Durch ständige Arbeit am Computer und den häufigen Umgang mit dem Smartphone sind auch viele Jüngere betroffen – vor allem, wenn sie Heizungsluft, einem trockenen Raumklima oder einer Belüftung durch Klimaanlagen ausgesetzt sind.
Auch durch ständiges Tragen von Kontaktlinsen können die Augen austrocknen oder schon bestehende Probleme noch schlimmer werden. Zudem besteht bei bestimmten Arzneimitteln die Gefahr, dass sie die Produktion der Tränenflüssigkeit hemmen. «Dazu gehören zum Beispiel Betablocker, Antidepressiva oder die Antibabypille», erklärt Steven.
Trockene Augen können auch die Folge einer Chemotherapie sein oder etwa mit der Hautkrankheit Rosazea einhergehen. Auch Rheuma und Diabetes kommen als Auslöser infrage. Falsches Abschminken kann zu Augenreizungen führen und dazu, dass der Tränenfilm gestört wird.
Vom Tropfen bis zur Salbe
Um die Beschwerden in den Griff zu bekommen, gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Häufig verordnet der Arzt Tropfen, um die Augen zu befeuchten. «In den Tropfen sind Wirkstoffe enthalten, die den dreischichtigen Tränenfilm ausbalancieren», erläutert Steven.
Alternativ gibt es für trockene Augen Gele. Deren Vorteil: Sie haften besser. Der Nachteil: Nach der unmittelbaren Anwendung eines Gels ist das Sehen vorübergehend etwas eingeschränkt. In schwereren Fällen von trockenen Augen verschreibt der Arzt eine Salbe. Dabei kommen je nach Fall auch cortisonhaltige Präparate zum Einsatz. Und in manchen Fällen muss der Arzt auch die Lidränder behandeln – etwa, wenn Sekret dort die Ausführgänge der Tränenflüssigkeit blockiert.
Zur Vorbeugung ist wichtig, auf eine gute Korrektur von Fehlsichtigkeit zu achten, wie Steven erklärt. «Wer im Alltag viel lesen muss, sollte möglichst keine Kontaktlinsen tragen.» Das fördere trockene Augen. Das Risiko steigt weiter, wenn jemand kurzsichtig ist und weder Brille noch Kontaktlinsen zur Korrektur nutzt. Denn Fehlsichtige ohne Sehhilfe müssen ihre Augen sehr strapazieren, um alles richtig erkennen zu können.
Was in jedem Fall hilfreich ist: «Auch bei höchster Konzentration ans Blinzeln denken», sagt Wollring. «Und zur Entspannung den Blick des Öfteren in die Ferne schweifen lassen.»
Fotocredits: Christin Klose,Christin Klose,Philipp Steven,Ludger Wollring,Kai Remmers
(dpa/tmn)