Derzeit wird wieder verstärkt mit dem Mittel „Umckaloabo“ geworben. Der Zungenbrecher soll, so die Werbung, gegen Husten helfen.
Google liefert bei Eingabe des Begriffes rund 690000 Ergebnisse in deutscher Sprache. Schon die erste Seite der Suchergebnisse lässt erahnen, dass die meisten Einträge Verkaufsangebote sind. Mehr Informationen über Umckaloabo hat Wikipedia. Dort liest man, dass es sich um eine Arznei, gewonnen aus dem Wurzelextrakt einer südafrikanischen Pelargonienart, handelt. Die erste Erkenntnis: Wir bewegen uns auf dem Gebiet der Phytomedizin, die in Deutschland vor allem mit der historischen Gestalt Hildegard von Bingen konnotiert ist und weltweit auf eine lange Geschichte zurückblickt. Auch die Pelargonie hat eine längere Historie hinter sich. Ende des 19. Jahrhunderts kam sie aus dem südlichen Afrika, wo sie als traditionelle Heilpflanze benutzt wurde, nach England. Der „Importeur“ Major Charles H. Stevens, wurde angeblich durch die Behandlung mit Umckaloabo (der Begriff kommt aus der Sprache der Zulu und bedeutet soviel wie „schwerer Husten“) in Rekordzeit von Tuberkulose geheilt. Unter der Bezeichnung „Stevens´ Consumption Cure“ wollte der Brite die Arznei vermarkten, scheiterte aber und wurde von der British Medical Association als Betrüger bezeichnet. In Deutschland wurden noch bis in die 1920-er Jahre Tuberkulosekranke von einem aus der Schweiz stammendem Arzt behandelt.
Was ist denn nun dran, an der werbewirksam versprochenen Heilung?
Scheinbar nicht viel, glaubt man Berichten des „Arznei-Telegramms“, ein unabhängiger Informationsdienst für Ärzte und Apotheker. Zugelassen wurde das Mittel nur für die Behandlung von akuter Bronchitis. (Der Hersteller strebte weitläufigere Zulassungen an.) Für Bronchitis existieren zwei Doppelblindstudien. Die Ergebnisse zeigen, so Wikipedia, eine Wirksamkeit von Umckaloabo gegenüber Placebos. Dem widerspricht nun der oben genannte Informationsdienst rigoros. Unter der Überschrift „Quacksalberei“ werden hier die Widersprüche der Studien angeprangert. Doch das ist nicht alles. Viel beunruhigender sind die Nebenwirkungen, die angeblich nicht existieren, aber wohl dennoch beobachtete wurden. Das „Arznei-Telegramm“ dazu:
„Angeblich sind – so die Fachinformation – keine Nebenwirkungen bekannt. Dennoch soll das Mittel beispielsweise bei erhöhter Blutungsneigung „nicht angewendet werden“. In dem Extrakt enthaltene Kumarine bergen das Risiko von Blutungskomplikationen, etwa in der Pädiatrie, wenn angeborene Gerinnungs- oder Aggregationsstörungen noch unerkannt sind. Vor Kombination mit Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.) oder nichtsteroidalen Antirheumatika wird gewarnt. Ein zweijähriges Mädchen erkrankt nach zweiwöchiger Einnahme von UMCKALOABO-Lösung an thrombozytopenischer Purpura (NETZWERK-Bericht 12.658). Wie viele andere Erkältungsmittel ohne nachgewiesenen Nutzen (a-t 1995; Nr. 1: 4) enthält UMCKALOABO Alkohol: 12 Vol-%, so viel wie Wein (Werbung: Kann „selbst Kleinkindern bedenkenlos gegeben werden“).“
Der Hersteller selbst weist angeblich darauf hin, dass der enthaltene Alkohol aufgrund der niedrigen Dosierung unproblematisch für Kinder sei. Während Schwangerschaft und Stillzeit ist die Anwendung aufgrund mangelnder Studien nicht empfohlen.
Verbraucher sollten sich also vor der Einnahme gut informieren und diese mit einem Arzt abklären. Es wird erneut deutlich, dass „pflanzlich“ nicht mit „ungefährlich“ gleichgesetzt werden darf!