Strom und Wasser: Das sind Elemente, die nicht zusammenpassen wollen. Aus alten Filmen kennt man Mordversuche, die mit einem laufenden Fön und einer vollen Badewanne zu tun haben. Umso erstaunlicher klingt es zunächst, wenn man vom Stangerbad® liest.
Dabei handelt es sich nämlich um eine Therapie, die im Grunde darin besteht, die leitenden Eigenschaften des Wassers in Bezug auf Strom für den Körper zu nutzen. Früher wurde der Patient zu diesem Zwecke in eine Badewanne gesetzt, durch die schwacher Gleichstrom fließt.
Ursprünglich war die heute als Stangerbad® bezeichnetet Therapie gar keine Erfindung aus dem medizinischen Bereich, sondern ein Verfahren, um den Vorgang des Gerbens von Tierhaut zu verbessern. Das elektrische Gerbungsbad, entwickelt vom Elektrotechniker und Gerbermeister Heinrich Stanger aus Ulm, heilte zunächst dann eher per Zufall: Der Vater des Entwicklers, stellte während der Arbeit mit dem neuen Verfahren fest, dass sich seine Gichterkrankung an Handgelenken und Unterarm deutlich verbesserte. Weitere Versuche bestätigten diese Beobachtung. Heute wird das Stangerbad® bei Durchblutungsstörungen, Spastiken, Rheuma, Gicht, Entzündungen der weiblichen inneren Fortpflanzungsorgane, Ischias, Morbus Bechterew, Arthrose und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Die Behandlung regt die Durchblutung von Haut- und Muskelgewebe an, verbessert den Zellstoffwechsel, wirkt auf die Nerven im Körper und führt damit zu einer Schmerzlinderung, sowie zur Regulierung des Muskeltonus. Zudem können im Wasser Arzneien gelöst werden, die dann über die Haut aufgenommen werden. Die Wärme des Wassers ist ebenfalls ein wichtiges Wirkungsmoment.
Obwohl das Stangerbad® von Krankenkassen anerkannt wird, wird es heutzutage aus Kostengründen kaum mehr als Vollbad angeboten. Die meisten Einrichtungen arbeiten mit dem so genannten Vierzellenbad. Dabei handelt es sich um ein Teilbad, in dem Arme und Beine in jeweils eigene Gefäße gehalten werden.