Celle – Als würde man Karussell fahren oder auf einem schwankenden Schiff stehen – so kann sich Schwindel anfühlen. Vielen macht das Angst.
«Etwa 25 bis 30 Prozent der Menschen in Deutschland haben in ihrem Leben einen behandlungsbedürftigen Schwindel», sagt Prof. Michael Strupp von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Dahinter können ganz verschiedene Ursachen stecken – danach richtet sich dann auch die Therapie. Aber eines gilt bei Schwindel unabhängig von der Ursache: «Man muss damit nicht leben. Der Patient sollte nicht lockerlassen, bis die richtige Diagnose gestellt und eine wirksame Therapie eingeleitet worden ist», betont Strupp.
Der Münchner Oberarzt ist überzeugt: In 95 Prozent aller Fälle kann den Betroffenen geholfen werden. Dazu ist es aber wichtig, dass der Patient seine Beschwerden möglichst genau beschreibt. Für die Diagnose seien vier Aspekte von Bedeutung: der zeitliche Verlauf, die Art des Schwindels, mögliche Auslöser oder Verstärker sowie begleitende Beschwerden.
Der Drehschwindel fühlt sich etwa an wie in einem Karussell und der Schwankschwindel wie auf einem Schiff, erklärt Prof. Wolfgang Heide, der die Schwindelsprechstunde im Allgemeinen Krankenhaus in Celle leitet. Manche Patienten bekommen eine Schwindel-Attacke, wenn sie sich morgens im Bett umdrehen. Dahinter kann der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel stecken, erklärt Prof. Dirk Eßer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. «Dabei lösen sich kleine Kristallteilchen im Innenohr, die bei bestimmten Bewegungen die Sinneshaarzellen reizen und so den Schwindel auslösen können.»
Eine Sonderform des Schwindels ist die Reisekrankheit: «Dabei ist das Gleichgewichtssystem irritiert», erklärt Eßer. Denn die Wahrnehmung der Augen und des Gleichgewichtsorgans stimmen etwa auf einem schwankenden Schiff nicht überein – daher wird einem schwindelig. «Viele haben den Schwindel auch beim Betreten des Landes, weil das Gleichgewichtssystem sich an das Schwanken gewöhnt hat.»
Die Therapie des Schwindels hängt von der Ursache ab. Beim gutartigen Lagerungsschwindel hilft Physiotherapie, erklärt Strupp. Dort lernt der Patient, durch welche Bewegungen er die verrutschten Kristallteilchen wieder in die Bahn bringt.
Außerdem gibt es verschiedene Medikamente, die die Symptome dämpfen oder die Ursachen behandeln können. Wichtig ist: am Ball bleiben, bis es besser wird. Erste Anlaufstelle ist – außer beim Verdacht auf einen Schlaganfall – der Hausarzt. Weiß der keinen Rat, kann man einen Hals-Nasen-Ohrenarzt oder Neurologen hinzuziehen.
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(dpa/tmn)