Der Krieg zwischen Homöopathie-Anhängern und Schulmedizinern besteht schon seit geraumer Zeit. Was den Konflikt mehr denn je verschärfte, war ein Artikel der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ im Jahre 2005. Da wurde nicht nur die Wirksamkeit der Homöopathie untersucht, sondern auch sehr medienwirksam im zugehörigen Editorial die Abschaffung dieser komplemetärmedizinischen Disziplin gefordert.
Wie man in einem Artikel von Claus Fritzsche auf der Seite „Readers-Edition“ vernehmen kann, scheint der Streit ein vorläufiges Ende gefunden zu haben. Erfreulich für die Anhänger der Homöopathie: sie können einen Erfolg verbuchen! Was das heißt und wie es dazu kam, ist sehr umständlich zu erklären, wenn man alle Details einbeziehen will. Ich selbst habe mich bei meinen Recherchen lange durch Artikelfluten „gewühlt“, deren Aussagekraft und Komplexität den Rahmen eines Beitrags sprengen würden. Deswegen weiche ich von einer wissenschaftlich wie chronologisch diffizilen Darstellung ab. Die hat ohnehin schon Herr Fritzsche in seinem sehr informativen Artikel vorgestellt. Ich beziehe mich auf das, was ein Beitrag von Klaus Linde im Internet mir vermittelte.
Wie alles begann
Die Ausgangslage war also der Artikel von A. Shang und Kollegen im Lancet. Dieser und vor allem das Editorial von Mathias Egger sorgten bekanntlich für Aufruhr. Die darin dargestellte Meta-Analyse von Egger und seinen Kollegen beruhte auf Daten einer vorhergehenden Analyse von dem bereits erwähnten K. Linde und Anderen aus dem Jahre 1997. Linde verschweigt nicht, dass es schon hier einige problematische Ausgangsaspekte gab, die sich auf die wissenschaftliche Aussagekraft der Studie auswirken könnten. Hierzu gehört zum Beispiel das, durchaus mit Argumenten belegte, „Zusammenwürfeln“ (poolen) von Studien, die so eigentlich nicht zusammengehören. Ziel dieses „Poolens“ war es, den Placebo-Effekt der Homöopathie zu untersuchen. Fazit war: Die Zusammenlegung aller Studien zur Homöopathie ergab eine eindeutige Überlegenheit dieser Disziplin gegenüber dem Placebo-Effekt. Die Daten der heiß diskutierten Studie wurden von dem Team um M. Egger schon 2001 untersucht. Zu diesem Zeitpunkt war bereits Linde klar, dass er die Effekte in seiner Studie deutlich überschätzt hatte. Egger und Kollegen untersuchten die Daten Lindes und bezogen auch neuere Studien mit ein. Natürlich hatte man auch die Analyseinstrumente zu diesem Zeitpunkt bereits verbessert.
Das Ergebnis
Soweit ein kleiner Einblick in den Hintergrund. An Eggers Artikel im Lancet wurde am meisten kritisiert, dass die Daten dem Leser nicht zur Verfügung gestellt wurden, somit also nicht nachzuvollziehen waren. Außerdem wurde die individualisierte Homöopathie nicht berücksichtigt. Sie wird aber in Europa am häufigsten praktiziert.
Es folgten Irrungen und Wirrungen um das Portal Wikipedia, das eine falsche Darstellung zuließ, mehr und mehr Kritik wie zum Beispiel im Artikel „Das Ende des deutschen Fussballs“ und schließlich die Feststellung, dass ein methodisch ausgereifteres Analyseverfahren der Schweiz, in dem auch die berühmt-berüchtigte Studie Shangs und Eggers bewertet wurde, zu dem Schluss kam, dass die Wirksamkeit der Homöopathie belegt werden kann. Alle, die von jeher daran glaubten, jubeln – zurecht – alle anderen werden weiter ihre Wirkungsmechanismen in Frage stellen. Wie auch immer. Die Nachricht: ein schöner Teilerfolg für die Anhänger der Homöopathie, vielleicht ein Waffenstillstand, aber ganz sicher nicht das Ende der Fehde. Vielleicht ist das auch besser so. Kritik regt den Fortschritt an und intensiviert die objektive Auseinandersetzung mit einem Thema, hoffentlich! Denn, was die Streithähne oft vergessen, es geht darum, zu heilen. Und zwar in der Schulmedizin wie auch in der Homöopathie.