Neue Hinweise auf ein Tabuthema: Einer neuen Studie zufolge leiden Männer nicht seltener als Frauen an Depressionen. Psychologische Störungen: Wenn Männer an anderen Symptomen wie Aggressionen leiden als Frauen.
Depressionen sind keine Frauenkrankheit
Depressionen, so die einhellige Meinung in der Gesellschaft, seien nur eine „Frauenkrankheit“. Doch eine neue Studie aus den Vereinigten Staaten widerlegt diese These. Die Ergebnisse der US-amerikanischen Universität in Dearborn im Bundesstaat Michigan zeigen, dass die bisherigen Untersuchungen einen wesentlichen Mangel hatten: Sie fragten lediglich nach traditionellen Symptomen, an denen eher Frauen als Männer leiden. So kamen viele Studien zu dem Ergebnis, dass Frauen eher von Depressionen betroffen seien. Würden aber auch Symptome herangezogen, an die typischerweise nur das männliche Geschlecht leidet, dann zeigt sich ein ganz anderes Bild.
Für viele Männer sind Depressionen weiterhin ein Tabuthema
Zu den traditionellen Symptomen gehören Freud- und Antriebslosigkeit sowie eine generelle depressive Stimmung. Psychologische Störungen, die eher den Mann betreffen, sind typischerweise Erscheinungen wie Aggressionen und urplötzliche Wutanfälle. Würde vor allen Dingen nach Symptomen wie Aggressionen bei Studien von Depressionen gefragt, so würde das Bild schwinden, dass hauptsächlich Frauen von Depressionen betroffen seien. Der US-amerikanischen Studie zufolge würde, wenn als psychologische Störungen auch Aggressionen hinzugezogen würden, ein weitgehend ausgeglichenes Ergebnis entstehen. Danach würden Männer ebenso häufig wie Frauen an psychologische Störungen leiden. Ein weiterer Grund, weshalb Männer in den bisherigen Studien eher durchfielen, liegt darin, dass es für die Gesellschaft offenbar immer noch ein Tabuthema ist, wenn ein Mann an psychologische Störungen leidet. Gerade weil es als ein Tabuthema empfunden wird, verheimlichen viele Männer ihr Leiden, was diesbezügliche Studien verfälscht.
Künftige Studien brauchen mehr „männliche“ Kriterien
Mit der neuen Studie schwindet langsam das gesellschaftliche Bild, wonach Männer nicht an Depressionen leiden dürfen; es ist kein Tabuthema mehr. Vielmehr sollten künftige Studien auch „männerspezifische“ Symptome wie Aggressionen heranziehen. Nur so ist eine authentische Prävalenzuntersuchung möglich.
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