Hannover – Kaum jemand kennt sie, dabei ist eine Chlamydien-Infektion weder selten noch harmlos: Gerade bei Frauen kann sie unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kennen aber nur 14 Prozent der Deutschen die Erkrankung.
Wie viele Menschen genau betroffen sind, lässt sich nur schätzen, da keine Meldepflicht für die
Chlamydien-Infektion besteht. Aber: «Chlamydien-Infektionen sind die häufigste sexuell übertragbare Infektion in Deutschland», sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. «Etwa zehn Prozent aller sexuell aktiven Jugendlichen und Erwachsenen stecken sich irgendwann in ihrem Leben mit Chlamydien an.»
Betroffen sind vor allem junge Erwachsene, wie Verena Lulei erläutert, Referentin der BZgA im Referat HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Die Zahlen steigen. Das belegen zum einen Daten aus Sachsen – dort sind Chlamydien meldepflichtig.
Aber auch Clara Lehmann, Expertin der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, beobachtet diesen Zuwachs. Zu Beginn vor etwa 15 Jahren habe sie an der Uniklinik Köln «sehr selten» mit Chlamydien-Infektionen zu tun gehabt. «Heute kommen täglich ein bis zwei Betroffene.» Hauptübertragungswege sind Vaginal- und Analsex sowie die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug. Anstecken kann man sich immer dann, wenn die Schleimhaut mit infizierter Schleimhaut oder Körperflüssigkeit in Kontakt kommt.
Mögliche Symptome für eine Infektion sind zum Beispiel Ausfluss, Juckreiz, Schmerzen beim Sex oder beim Wasserlassen. «Bei 70 Prozent der Frauen und bei 50 Prozent der Männer verursachen Chlamydien-Infektionen allerdings keine spürbaren Symptome», erklärt Albring.
Vor allem für Frauen kann eine unentdeckte Chlamydien-Infektion schwere Folgen haben. «Eine nicht behandelte Infektion kann bei der Frau zu einer Verklebung der Eileiter und damit zur Unfruchtbarkeit führen», warnt er.
Um eine Erkrankung festzustellen, wird ein Abstrich gemacht. Bis das Ergebnis da ist, dauert es bis zu fünf Tagen, sagt Lehmann. Wird der Verdacht durch die Untersuchung bestätigt, bekommen Betroffene entweder über eine oder drei Wochen Antibiotika.
Kondome sind der beste Schutz vor einer Ansteckung. Aber: «Da Chlamydien nicht nur beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung», erklärt Lulei. «Daher sollte bei einem Verdacht auf eine Infektion oder bei Anzeichen eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden», rät sie.
Frauen unter 25 Jahren können sich einmal jährlich auf Chlamydien testen lassen – die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten im Rahmen des Chlamydien-Screenings dafür. Aber auch dieses Angebot ist wenig bekannt: Laut der
BZgA-Studie wissen nur lediglich 31 Prozent der Frauen zwischen 16 und 20 Jahren von diesem Screening. Nur 13 Prozent der Altersgruppe haben es in Anspruch genommen.
Fotocredits: Peter Endig,KaPe Schmidt,BVF
(dpa/tmn)