Die Traditionelle Chinesische Medizin, kurz TCM, ist Jahrtausende alt und doch relativ jung. Dieses entstandene Paradoxon ist auf die Geschichte des Ursprungslandes zurückzuführen.
Man schätzt das Alter der TCM auf 2000 Jahre. Schon recht früh weitete sich die Medizin auf den gesamten ostasiatischen Raum aus und inspirierte beispielsweise die japanische Tradition des Kampo. Europa erfuhr nach ersten Berührungen mit China im 18. Jahrhundert von der östlichen Lehre. Das Interesse verlor sich etwas, während der westliche Fortschritt die Menschen in Atem hielt, begann aber pünktlich zur Stagnation dieser Prozesse am Anfang des 20. Jahrhunderts erneut. Ab 1970 erfahren chinesische Methoden einen nachhaltigen Aufschwung in westlichen Kulturen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin, wie sie heute im Osten und im Westen gelehrt wird, ist jedoch nicht so traditionell, wie es ihr Name verspricht. Ursache ist die Geschichte Chinas. Nach der Gründung der Volksrepublik im Jahre 1949 musste auch das Gesundheitswesen neu geordnet werden. Es galt, eine große, meist ländliche Bevölkerung mit Medizinern zu versorgen. Nur zu gerne hätte Mao Zedong westliche Methoden eingesetzt, dies hätte jedoch einen Ausschluss einer breiten, mittellosen Bevölkerungsschicht von der medizinischen Versorgung bedeutet. So propagierte Mao, was blieb ihm auch anderes, die TCM als eine „Schatzkammer“. In der Folge beschäftigte sich eine Kommission westlich-geprägter (!) Medizinier über zehn Jahre damit, wie man die Wurzeln der TCM mit den Maximen des Marxismus und den westlichen Methoden vereinbaren könnte. Ergebnis dieser Bemühungen war ein Kunstprodukt, das an eigens gegründeten Hochschulen gelehrt wurde und später die westliche Welt faszinierte.
Die Begeisterung wurde in China selbst mit großer Verwunderung aufgenommen, war die entstandene Lehre doch nur eine Not- und Übergangslösung. Der Westen schätzte jedoch die fremd erscheinenden Einflüsse, verbunden mit bekannter Logik der eigenen Medizin. Bis heute erleben die Verfahren einen Boom. Neben Arzneien aus tierischen, mineralischen und pflanzlichen Stoffen (Phytomedizin) finden Verfahren wie Akupunktur, Massage, Diäten und Bewegung Anwendung. Allerdings werden in Europa ausdrücklich nur die phytotherapeutischen Arzneien verwendet und in aktuellen Studien auf ihre Tauglichkeit als Krebsarzneien hin untersucht.. In China führt der Einsatz tierischer Inhaltsstoffe dazu, dass viele Arten gequält werden und vom Aussterben bedroht sind. Zur Top Drei der bedrohten Tiere durch TCM gehören Tiger, Nashorn und Sägerochen.
Werbung