Bloß kein Sport mit Virus: Herzmuskelentzündung vorbeugen

Münster (dpa/tmn) – Eine Magen-Darm-Grippe oder eine Erkältung ist für viele lästig, wird aber letztendlich als banal abgetan. Im Prinzip liegt man damit auch nicht falsch – mit einer Einschränkung: Der Infekt muss vollständig ausheilen, ehe man sich wieder körperlich betätigt.

Sonst besteht die Gefahr, dass die Viren auf das Herz übergreifen und eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) auslösen. «Besonders gefährdet sind Sportler, die ihr Training wieder aufnehmen, obwohl der Infekt noch gar nicht richtig auskuriert ist», sagt Prof. Volker Schächinger. Er ist Direktor der Medizinischen Klinik I: Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin am Herz-Thorax-Zentrum des Klinikums Fulda. Durch den viralen Infekt ist das Herz empfänglich für eine Ausweitung des Virenbefalls von den Atemwegen oder vom Darm auf die Herzmuskelzellen. Wird das Herz in dieser empfindlichen Phase mit körperlichen Aktivitäten belastet, droht eine Entzündung des Herzmuskels.

Die Pumpkraft eines entzündeten Herzmuskels ist eingeschränkt, die Folge ist eine Herzschwäche. «Schlimmstenfalls kann das zu Herzversagen durch Kammerflimmern und damit zum Tod führen», erklärt Prof. Stefan-Martin Brand. Er ist Direktor des Instituts für Sportmedizin am Universitätsklinikum Münster. Es kann aber auch sein, dass die Herzmuskelerkrankung chronisch wird – die Entzündung besteht weiter, obwohl die Viren nicht mehr im Körper sind.

«In den westlichen Industrieländern wird die Herzmuskelentzündung meist durch Viren verursacht», erläutert Ingrid Kindermann. Sie ist Kardiologin am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar. In selteneren Fällen kann sie aber auch durch Bakterien, Parasiten oder Drogen wie etwa Kokain ausgelöst werden.

Das Tückische: Es gibt keine spezifischen Beschwerden einer Myokarditis. «Betroffene haben in aller Regel die gleichen Symptome, die auch bei Infekten vorkommen», sagt Schächinger, der auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung ist. «Insofern ist die Gefahr groß, dass ein Betroffener erst gar nicht zum Kardiologen geht und die Herzmuskelentzündung somit unerkannt bleibt», fügt Brand hinzu. Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn jemand neben Grippe-Symptomen zusätzlich über Atemnot, Brustschmerzen oder Herzrhythmusstörungen klagt. In solchen Fällen besteht Verdacht auf Myokarditis. An einem Arztbesuch führt dann kein Weg vorbei.

Stellt der Arzt die Diagnose virusbedingte Herzmuskelentzündung, ist für den Patienten körperliche Schonung angesagt, sagt Kindermann. Ansonsten besteht die Gefahr von lebenslangen Schäden am Herzmuskel und den Herzklappen. Im Gegensatz zu einer durch Bakterien verursachten Myokarditis werden bei einer virusbedingten Herzmuskelentzündung keine Medikamente verabreicht. «Sportler dürfen etwa sechs Monate lang nicht trainieren», sagt Schächinger.

Wird die Myokarditis rechtzeitig erkannt und hält sich der Betroffene streng an die ärztlichen Anweisungen, dann bestehen oft gute Aussichten, dass die Erkrankung ohne Folgen ausheilt.

Wer eine Herzmuskelentzündung von vornherein vermeiden möchte, sollte eine Grippe immer sorgfältig auskurieren. «Das dauert im Schnitt zwischen zwei und vier Wochen», erklärt Brand. In dieser Zeit sollte jegliche körperliche Anstrengung vermieden werden. Statt Treppen zu steigen sollte man möglichst den Aufzug nehmen. Und vor allem gilt folgende Regel, wie Brand betont: «Grippe verbietet Sport.»

Service:

Informationen und Tipps zum Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhalten Betroffene bei der Deutschen Herzstiftung e. V. unter Tel. 069 955128-400, E-Mail: <bestellung@herzstiftung.de>.

Fotocredits: Frank May

(dpa)
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