Berlin – Wie ein Regenwurm schlängelt sich die Vene in mehreren Windungen das Bein entlang. Sie ist dunkelblau, fast schwarz, und wölbt sich aus der Haut heraus. Viele finden sie vermutlich hässlich. Doch sie ist vor allem eines: ein gesundheitliches Problem.
Handelt es sich um eine fortgeschrittene Krampfader – medizinisch Varikose genannt – sollte schnell eine Behandlung erfolgen.
Normalerweise fließt das Blut in den Venen vom Fuß bis zum Herzen. Venenklappen sorgen dafür, dass das Blut von einer Klappe zur nächsten transportiert wird und nicht zurückfließt. «Bei Krampfadern sind diese Klappen kaputt, so dass das Blut gerade bei längerem Stehen und Sitzen von oben ins Bein versackt und sich unten in der Vene staut», erklärt Prof. Markus Steinbauer, Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin in Berlin. «Das führt dazu, dass sich die oberflächlichen Beinvenen erweitern.» Bevor die ersten Krampfadern sichtbar werden, sind die Beine oftmals geschwollen und fühlen sich schwer an.
«Unbehandelt werden Krampfadern immer größer. Und sie entwickeln sich auch nicht von selbst zurück», sagt Steinbauer. Langfristig können sich Krampfadern entzünden, zu bläulich-schwarzen Ablagerungen in der Haut, Hautverdickungen und schließlich zu offenen Beinen führen.
Zunächst kommt in der Regel die Kompressionstherapie zum Einsatz. «Kompressionsstrümpfe drücken auf die Venen und verhindern, dass sie sich durch einen Blutrückstau weiten können», erläutert Norbert Frings von der Capio Mosel-Eifel-Klinik für Venenerkrankungen in Bad Bertrich. Besonders gut wirken die Kompressionsstrümpfe in Kombination mit regelmäßiger Bewegung. «Entscheidend ist, dass die Patienten täglich 20 bis 30 Minuten Sport treiben», rät Frings. Konsequent umgesetzt führe das zum Erfolg.
Wenn nur kleinere Seitenvenen betroffen sind, dann eignet sich die sogenannte Sklerosierung. «Indem man meist ein aufgeschäumtes Verödungsmittel in die Seitenvenen injiziert, wird eine akute Venenentzündung erzeugt, so dass die Venenwände von innen miteinander verkleben und sich verschließen», erklärt Prof. Hans-Henning Eckstein, Leiter der Gefäßchirurgie des Klinikums rechts der Isar an der Technischen Universität München.
Um lange Stammvenen zu behandeln, kommt die Radiowellen- oder Lasertherapie zum Einsatz. «Die Vene wird mit einer Nadel leicht angestochen, dann wird eine Sonde in die Vene eingeführt und bis zur Leiste hochgeschoben, und schließlich wird unter Ultraschallkontrolle von einem Radiowellen- oder Lasergerät kontrolliert Hitze auf die Veneninnenwand abgegeben», erklärt Hans-Georg Liesaus, Facharzt für Gefäßchirurgie an der Ullsteinhausklinik in Berlin. Durch die Hitze verklebt die Veneninnenwand, die Vene schrumpft zusammen, und das verbliebene Blut gerinnt.
Wenn eine Stammvene zu breit und zu geschlängelt ist, kommt eine Operation infrage. «Beim etablierten Stripping-Verfahren legt man die betroffene Stammvene mit zwei kleinen Schnitten frei. Dann wird eine Sonde in die Vene eingeführt, mit der die Stammvene aus dem Körper herausgezogen wird», erklärt Liesaus. Eine neue Klappenkorrektur-Technik erhält die Stammvenen: «Dabei näht man kleine Kunststoffmanschetten um die defekten Venenklappen, so dass sie wieder schließen und die Stammvene erhalten bleibt», erläutert Frings. «Sollte Jahre später eine Bypass-Operation am Herzen notwendig sein, rettet diese Stammvene ein Leben.»
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)